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Die NöL trauert um Gründungsmitglied Alfons Gerstner

  • von Rüdiger Flöhl
  • 07 Feb., 2021
Im Dezember 2020 ist unser Ehrenmitglied Alfons Gerstner mit 90 Jahren verstorben. Nur auszugsweise lässt sich sein Leben würdigen. Wir haben lange um die richtigen Worte gerungen. Alfons war in der NÖL ein Mann der Ersten Stunde. Eines seiner Leitmotive, die Gründung der NÖL mitzutragen, war sich von dem Parteigehorsam „…immer so zu stimmen wie der Vorturner es sagt…“ innerhalb der damaligen CDU zu trennen.

Sein grünes Gewissen tat ein Übriges dazu. Er wollte vor Ort Grüne Politik machen und dazu gab es keine Alternative als eine eigene Gruppierung zu gründen. Seine Aktivitäten als Saargrüner der Ersten Stunde hatte er schnell aufgegeben. Statt dessen fühlte er sich als Aktivposten der NÖL nahe. Aus seiner Sicht die größere Bundes/europaweite ökologische Klammer grüner Politik vor Ort. Sein Leben begriff er als einen immer währenden Prozess des Arbeitens und Lernens. Er maß die Menschen vor allem an ihren Taten. Was er von anderen verlangte, verlangte er auch von sich selbst. Zudem hatte der Gedanke von der Bewahrung Gottes Schöpfung, nach eigenen Erzählungen, schon seit Kind an seine Naturverbundenheit geprägt.
Dieser Prägung folgend, führte er seine politischen Auseinandersetzungen und sei es auf vermeintlich einsamen Posten. Doch Ratsmitglieder anderer Fraktionen kamen irgendwann auch zu gleichen Erkenntnissen. „ … du warst wie der einsame Rufer in der Wüste und wir haben es nicht verstanden..“ Im Vertrauen auf die eigene Kraft, mit einem gottgefälligen Lebenswandel und biologischer Ernährung betrieb er neben seiner Anstellung als Werkzeugmacher bei SKF eine kleine Bio-Landwirtschaft.
Seine Erkenntnisse aus dem Studium vieler Veröffentlichungen unter anderem von Dr. Brucker zur Ernährung, ganzheitlichen Heilmethoden und Lebenswandel prägten auch seinen Erziehungsstil gegenüber seinen sieben Kindern, sein Verständnis von Ehe und Familie, sein gesellschaftliches Rollenbild. Seine Frau Gisela ist diesen Weg mit ihm gegangen, auch wenn ihr häufig nur die Rolle der umsorgenden Hausfrau und Mutter zufiel.
Als er starb, ging der Patriarch der Familie Gerstner und die älteste moralische Instanz der NÖL von Bord. Es ist aber auch Gesprächen mit ihm zu verdanken, dass es heute im Gemeinderat eine Fraktion von Grünen, Linken und NÖL gibt. Über die eigenen Vorbehalte gegenüber der Bundespolitik von Grünen und Linken hinweg stellte er beim Abwägen der Fakten zu einer möglichen Faktionsbildung die Frage, ob man mit den Personen von Linken und Grünen vor Ort politisch streiten könne und dabei zu gemeinsamen Lösungen käme. Er erkannte die Notwendigkeit zur Veränderung. So vollzog er in diesem Gespräch inhaltlich auch den längst in der Praxis vorhandenen Generationenwechsel und die Hinwendung von konservativen zu progressiveren Sichtweisen der örtlichen Politik.
In den letzten 20 Jahren hatte Alfons sich mehr und mehr aus der politischen Öffentlichkeit zurück gezogen. Durch Gespräche brachte er sich auf den neuesten Stand der Kommunalpolitik. Zunehmend wurde dies durch seine Schwerhörigkeit problematisch. Dies machte ihm viel aus, da er ein kommunikativer Mensch war.
Es bleibt das Bild eines starken, aufrechten, naturverbundenen und liebevollen Menschen. Sein Streben war es den zukünftigen Generationen eine lebenswerte Welt zu hinterlassen. Dies zeigte sich immer wieder in seiner sehr freundlichen Ansprache allen Kindern gegenüber und dem Sinn für die kleinsten Lebewesen. Für ihn war alles miteinander verbunden und in allem kam alles zum Ausdruck.

Wir freuen uns über die Zeit und Worte, die wir mit ihm teilen durften. Sein Ansinnen, die Welt auch für zukünftigen Generationen zu erhalten ist unser Ansporn.


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